Designhotel Salzburger Land – ja, ich habe ein wirklich tolles Hotel entdeckt. Zum Skifahren war ich einmal in Saalbach-Hinterglemm, vor vielen Jahren. Ich erinnere mich vor allem an eins: Remmi-Demmi. Zu viel Après Ski, zu laut, zu viel Party und zu viel Promille. Auf jedenfall wollte ich danach nicht wieder hin. Das war diesmal anders.
Auf der Suche nach einem Designhotel im Salzburger Land stieß ich auf das Hotel Wiesergut* und war sofort verliebt. Etwas Stylisches in den Alpen, cool. Der Flug nach Salzburg war schnell gebucht. Von dort ist es noch eine gute Stunde mit dem Auto bzw. Hotelshuttle.
Designhotel Salzburger Land: Saalbach-Hinterglemm
Der Skicircus Saalbach-Hinterglemm ist eines der größten Skigebiete Österreichs. Die Ecke gilt als bodenständig, ein schicker Skiort ist Saalbach-Hinterglemm nicht. Auch kein moderner. Immer noch gibt es viele kitschige Alpenhotels mit alten Bädern und plüschigen Möbeln. Aber auch Hotels, die bereits renoviert haben. Doch das geschieht langsam, sehr langsam.
Allem Neuen begegnet man hier im Tal mit Vorsicht.
Das sagt Sepp Kröll. Der 44–Jährige ist in Saalbach-Hinterglemm geboren und aufgewachsen. Seine Familie war die erste im Ort, die ihren Gutshof für Urlaubsgäste öffnete. Das war im 19. Jahrhundert.
Noch immer kommen Gäste zur Familie Kröll. Mittlerweile haben Sepp und seine Frau Martina den alten Hof abgerissen und neu gebaut. Dabei überließen sie nichts, aber auch gar nichts, dem Zufall.
„Wir hatten genaue Vorstellungen und haben so lange gesucht, bis alles stimmte. Das fing mit der Suppenschale an und hörte mit dem Architekten auf. Mit allen Kandidaten haben wir uns an einem neutralen Ort getroffen. Wir wollten nicht, dass sie hier ins Tal kommen, die Bergkulisse sehen, und uns ihren 08/15 Alpenschick-Stempel aufdrücken.”
Die Leute im Dorf tuschelten schon. Nichts sei ihm gut genug, dem Kröll Sepp. Und als sich das moderne Design abzeichnete, verstanden sie die Welt nicht mehr. Als verwöhnten Sohn, der aus dem Vollen schöpfen kann, haben sie ihn abgestempelt.
Doch Sepp Kröll lässt sich nicht beirren. Kleinkarierte Denke liegt ihm fern. Stattdessen ist er fest entschlossen, Modernität, Individualität und das Beste vom Besten ins Dorf zu holen.
Auch seine Eltern verstehen ihn. Als er sich entschied, das Hotel zu übernehmen, stellte er gleich klar: „Ich mache das nur, wenn mir niemand reinredet und ich völlig freie Hand habe.“ Widerrede gab es nicht. Zum Glück, sonst wäre das Wiesergut sicher nicht so wie es ist: genial.
Von außen ist der Bau eher unauffällig, ein weißes Haus vor sattgrünen Wiesen.
Das Gebäude liegt am Ortsausgang von Hinterglemm, so als gehöre es nicht wirklich dazu. Und das tut es auch nicht. Vielmehr ist das Wiesergut eine Enklave für leidgeprüfte Viel- und Gernreisende.
Wie aus einem Guss zieht sich das klare puristische Design durch das Haupthaus, die 7 Gartensuiten sowie das Badehaus. Nichts beleidigt das Auge, jedes Detail ist mit größter Sorgfalt ausgewählt.
Hier bleibt die Außenwelt draußen, dafür sorgt schon die Architektur: Die einzelnen Gebäude sind um einen Innenhof gebaut – verbunden mit gläsernen Gängen. Innen Wiesen mit Obstbäumen, Kräuter- und Gemüsebeeten, ein moderner Springbrunnen, eine stylische Hängematten und überall Blumen. Abends werden unzählige Laternen angezündet, die in den Bäumen hängen. Ein Lagerfeuer lodert bis spät in die Nacht.
Die Materialien: Naturstein, Beton, Altholz, Loden und wettergegerbtes Leder. Die Farben: Braun, beige, grau und weiß. Das schönste Zimmer im Haupthaus ist 201. Und das darunter: 101. Beides sind Eckzimmer und daher heller. Der Blick in die Berge ist so, wie sich ein Fischkopf Österreich vorstellt: Kühe grasen am Hang, darüber fahren Gondeln. Wer es ganz besonders mag, geht in die Gartensuite. Am besten Nr. 7 gleich neben dem Badehaus. Die ist am größten und hat zwei Fensterfronten. Außerdem ist sie am weitesten von der Straße entfernt. Alle Gartensuiten haben einen Kamin und auf der Terrasse einen Hot Tub.
Designhotel Salzburger Land: Im Wiesergut gibt es Slow Food
Zum Abendessen sollte man unbedingt bleiben. Die beiden Kärntner Küchenchefs Patrick Sagmeister und Markus Pichler kochen mit Gourmetanspruch.
Die Produkte kommen überwiegend aus der eigenen Landwirtschaft: Rindfleisch vom Pinzkauer Milchkalb. Gemüse- und Wildkräutersalate aus dem Beet unter unserem Zimmer. Butter, Käse und Brot macht die Seniorchefin selbst. Die Eier schmecken wie früher.
Die Familie Kröll hat rund 40 Kühe. Fast jeden Tag melkt Sepp Kröll selbst. Oder er zeigt es seinen Gästen. Das macht ihm sichtlich Spaß.
Der erste Gang der beiden Köche hingegen führt gleich morgens in den Garten. Dann pflücken sie, was reif ist oder gut duftet. Erst danach wird das Menü für den Abend zusammengestellt. Und so etwas kommt dann dabei heraus: Pastinaken-Suppe mit Croutons und Wildkräutern und cremiges Risotto mit Saibling vom Neusiedler See
Und dann sind da noch Nadine Herz und Kim-Jana Billharz. Die Beiden sind mit den Köchen liiert und arbeiten im Service. Und zwar so, dass es besser nicht geht. Kein Wunder, sie kommen von dem Kreuzfahrtschiff MS Europa, für mich der Service-Olymp schlechthin.
Designhotel Salzburger Land: Wiesergut Spa
Der Spa mit 12 Meter langem Pool ist ebenfalls puristisch. Und wieder fühlt man sich mittendrin im Alpenpanorama – dank viel Glas und bodentiefer Fenster.
Designhotel Salzburger Land: Die Wieseralm
Eine eigene Alm betreibt Sepp Kröll auch noch. Sie liegt mitten im Skigebiet. Vom Hotel läuft man ein paar Schritte in den Ort und fährt dann mit der Gondel (Reiterkogelbahn) hoch. Die Wieseralm liegt gleich an der Bergstation. Man kann auch hochlaufen, das dauert etwa 1 Stunde.
Eigentlich muss man es nicht erwähnen, auch die Alm hebt sich vom Üblichen ab – vom Design traditioneller als das Hotel, aber mit genauso viel Stil und Niveau. Das betrifft auch das Essen.
Für die Hotelgäste werden immer ein paar Tische reserviert – egal, wann man kommt, es gibt immer einen Platz. Wir waren jeden Tag dort, einer meiner absoluten Lieblingsplätze überhaupt. Der Blick ist der Wahnsinn, die Hütte ist stylisch und doch alpenländisch. Und alles, was wir bestellt haben, sah super gut aus und schmeckte immer einen Tick besser als in den anderen Hütten.
Kein Besuch in Österreich ohne Frittatensuppe und Kaiserschmarrn. Letzteres wird in der Wieseralm mit Marillenkompott serviert. Rechts außen: das sind Spinatködel in brauner Butter mit Feldsalat..
Ein Doppelzimmer kostet ab 310 Euro. Nächster Flughafen ist Salzburg. Von München sind es knapp 180 Kilometer.
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Das ist wirklich ein schönes Hotel.
Hallo Brittney,
habe gerade mit Genuss diese Zeilen gelesen. Du schreibst leicht und auf den Punkt. Das würde ich mir von manchen Zeitungen auch wünschen. Du schreibst, Du bist Journalistin, darf ich Dich fragen, warum neigen Deine Kollegen, gerade in der Welt am Sonntag, immer so zum Schwafeln? Zurück zum Wieserhof, wir wohnen in München und werden das garantiert ausprobieren. Herzliche Grüße von Teresa
Ja, Hubert, das ist es in der Tat. Ich kann es wirklich ganz und gar empfehlen. Wie es im Winter ist, weiß ich nicht, aber im Sommer ein Traum! Falls Du/Ihr hinfahrt, wünsche ich Euch jetzt schon ne gute Zeit. LG, Britta
Liebe Teresa,
ahahaha… musste doch sehr über Deinen Kommentar lachen! Ja, das “Geschwafele” fällt mir auch immer mehr auf, seitdem ich viel für Online Medien schreibe. Wir haben das früher so gelernt. Ich fürchte, für Zeitungen (und gerade für Zeitschriften) schreibe ich auch noch so. Wahrscheinlich meinst Du den sogenannten “Szenischen Einstieg”. Das bedeutet ungefähr, dass man dem Leser erst eine blumige, kleine Geschichte/Beschreibung von etwas Besonderem erzählen soll, bevor der eigentliche Text bzw. die eigentliche message losgeht. Im Internet wäre das falsch. Wenn man da nicht gleich am Anfang mit dem Wichtigsten kommt, verliert man den Leser. Wer sich daran gewöhnt hat, findet Zeitungsartikel oft schwafelig…. Das verstehe ich, geht mir übrigens auch so.
Und ja, von München aus ist es ein Klacks bis ins Wiesergut. Viel Spaß! Vielleicht meldest Du Dich nochmal und erzählst, wie es war? Würde mich riesig freuen. Schönen Tag & lG, Britta
Oh wie schön, das hast du toll beschrieben. Merke ich mir, kommt gleich auf die Liste. Danke & einen tollen Blog hast du! Jasmin
Das hört sich super an. Und erst die Fotos, man möchte sofort losfahren. Könnte Dir so wie so überall hin folgen. Geniale Reisen machst, triffst genau meinen Geschmack. Viele Grüße von Lydia aus Köln
Danke, Jasmin, freut mich sehr zu hören. LG, Britta
Hi Britta, genial, genau unser Geschmack. Dein Blog ist sowieso super! Ich verfolge Dich auf Schritt und Tritt ;-). Danke für die schönen Anregungen und tollen Tipps, kommt alles sehr echt rüber. LG, Mimi